Multitasking am Krisenherd

Es ist eine der herausforderndsten Zeiten für Eltern, die von heute auf morgen alles auffangen müssen: Schule, Nachhilfeunterricht, Spielgruppe, Kindergarten, Sportvereine, Musikschule usw. Und das alles in den eigenen vier Wänden.

Nina Jung
18. Mai 2019

Sagen Sie es weiter:

Das Multitasking ist unter Eltern ein wichtiges Managementtool, nämlich das gleichzeitige Verrichten mehrerer Tätigkeiten mit Kind oder Kindern, ohne dabei nervlich zu kollabieren. Was wir aber jetzt leisten müssen, übersteigt die bestehende Definition von Multitasking. Eine neue Elterngeneration ist schlagartig entstanden. Die Generation der Multimanager im eigenen Haushalt auf unbestimmte Zeit: Arbeitnehmer, Lehrer, Familiencoach, Spielgefährte, Ernährungsberater, Sternekoch und Krisenmanager gebündelt in einer Persönlichkeit.

Jetzt sind schon 2 Monate hier in Bayern vergangen und die Schulen und Kitas sind, bis auf die Abschlussklassen, immer noch geschlossen. Wer weiß wie lange noch.

Mein Name ist Nina und arbeite in der Marketingabteilung von eins+null. Seit zwei Monaten sitze ich ebenfalls zuhause. Ich bin selber als Mutter von zwei Kindern mit diesem neuen Leben ins kalte Wasser geschmissen worden. Jede Familie hat ihre eigenen Herausforderungen und Konflikte zu bewältigen. Ich wollte wissen, wie es bei meinen anderen drei Kolleginnen momentan um ihren Alltag und um ihre Nerven so steht. Und ich erfahre, dass alle diese Zeit sehr individuell gestalten. Eine entscheidende Rolle dabei ist auch die Flexibilität und das Unterstützen des Partners. In der Summe ist es jedoch für jeden gleich anstrengend. Wir sitzen zwar alle momentan an verschiedenen Orten, doch emotional im gleichen Krisenboot.

Nina, Mutter von zwei Teenagern, 14 und 15 Jahre

Am Freitag den 13. März 2020 schrieb mir meine 14-jährige Tochter per WhatsApp: „Mum, die Schule fällt am Montag aus, bis zum 19. April.“ „Gut!“ war meine einzige Antwort. Darüber muss ich gerade während dem Schreiben leicht schmunzeln, über mein „Gut!“ mit Ausrufezeichen. Damals war mir nämlich noch nicht wirklich klar, was da auf mich zukommen würde. Und nicht nur für mich, für alle Eltern. Am darauffolgenden Montag konnte ich problemlos ins Homeoffice wechseln. Ich habe zwei Kinder im Teenageralter. Dieser Altersgruppe macht es überhaupt nichts aus, den ganzen Tag in ihrem Zimmer zu verbringen, die Finger am Handy kleben zu haben, die PS4 zum Glühen zu bringen und sich erst bei Hungerattacken zu zeigen.

Und genau das Szenario musste mit einer festen Struktur und klaren Regeln präventiv von Anfang an aufgefangen werden. Hört sich einfach an, ist es aber nicht. Dabei bin ich noch in der besseren Lage größere Kinder zu haben, die recht selbstständig sind und ihre Aufgaben erledigen. Ok, mal besser mal schlechter. Teenagern kann plausibel erklärt werden, warum man als Elternteil jetzt keine Zeit hat, am Rechner sitzen muss, Ruhe und Konzentration braucht. Es ist ihnen ganz recht, weil die Pubertät ja bekanntlich die Zeit ist, in der Eltern furchtbar anstrengend sind. Ein gesunder Abstand wird von alleine eingehalten. Aber das ist nur meine Realität am alleinerziehenden Krisenherd.

Gloria, Mutter von zwei Töchtern, 3 und 11 Jahre

“Mom, willst du mitspielen?“ „Gefühlt 3.000 Mal/Min werde ich das gefragt“, erzählt mir Gloria. Sie sitzt wie ich im Homeoffice und hat mit ihrem kleinen Sprössling und der etwas älteren Tochter alle Hände voll zu tun. Nachdem Aufstehen zieht sich Gloria um und fährt den Rechner hoch. Bis Mittag oder manchmal auch länger arbeitet sie und telefoniert mit Kunden. An Tagen, an dem ihr Mann auch von zuhause arbeiten kann, macht er Frühstück und bespaßt die Kinder. Ist ihre Arbeit als Supportmanagerin getan, schlüpft sie in die nächste Rolle des Lerntutors und bereitet die neuen Schulmaterialien für ihre Tochter vor.

„Ich bekomme den ganzen Lernstoff über verschiedene Kanäle: E-Mail, Schulmanager, YouTube, div. Webseiten usw. – drucken, sortieren, aufschreiben, all das dauert schon mindestens eine Stunde. Dann darf ich meiner Tochter erklären, was sie tun muss“, stöhnt Gloria. „Wenn sie endlich an den Aufgaben sitzt, habe ich Zeit, das Essen vorzubereiten.“ Ihr Mann kümmert sich um die Kleinste. Es folgt das gemeinsame Essen und die Hausarbeit. „Wenn meine Tochter fertig mit den Aufgaben und dem Lernen ist, prüfe ich alles und frage ab. Aber bei fast allen Fächern muss ich nachhelfen und korrigieren. Die Hausaufgaben muss ich fotografieren und zu den jeweiligen Lehrern schicken. An schlechten Tagen dauert diese ganze Prozedur schon mal bis 21:00.“

Nadine, Mutter von einer Tochter, 19 Monate

Nicht ganz so anstrengend ist es für Nadine. „Ich muss ehrlich sagen, für unser ganz persönliches Leben hat Corona bislang weder mental noch finanziell eine große Krise verursacht. Wir bewohnen eine günstige Wohnung und die finanziellen Einschnitte sind tragbar, vor allem jetzt, wo wir die Kitabeiträge momentan nicht mehr zahlen müssen. Unser geplanter Umzug in eine größere Wohnung liegt momentan auf Eis, Cleo bekommt nun eben kein eigenes Zimmer, sondern schläft im Wohnzimmer, was auch völlig in Ordnung ist“, erzählt mir Nadine. Sie teilt sich mit ihrem Mann die Betreuungszeit, da beide nur halbtags arbeiten: Während der eine Elternteil zuhause auf die kleine Maus aufpasst, geht der andere ins Büro und umgekehrt.

Homeoffice wäre trotz Arbeitsteilung nicht möglich, da Nadines Tochter den ganzen Tag mit Singen und Quasseln eine Dauerbeschallung ohne Unterbrechung ist. „Ich kriege schon gar nichts mehr im Radio oder Fernsehen mit, weil Cleo alles übertönt.“ So wie Nadine und ihr Mann momentan aufgestellt sind, können sie noch eine Weile durchhalten. „Unsere beiden Arbeitgeber haben sich fair und flexibel verhalten und somit verläuft für uns alles recht entspannt. Wir haben eine sehr intensive Familienzeit und genießen das auch. Cleo freut sich, dass wir beide nun separat mit ihr und auch als Familie zusammen viel mehr Zeit verbringen."

Alena, Mutter von einer Tochter, 2 Jahre

Nach vier Tagen scheiterte das Projekt, gemeinsam mit ihrer Tochter im Homeoffice zu arbeiten. „Ich war sechs Stunden am Stück nervös, für uns beide absolut keine angenehme Situation“, erzählt mir Alena. „Am nervigsten waren die Momente, wenn ich telefonieren wollte. Immer dann hat Sofia angefangen zu schreien oder ist auf meinen Schoß geklettert. Sie wollte, wie Mama, mit der Person am anderen Ende der Leitung telefonieren, ob Kollege oder Kunde, egal. Wenn ich versucht habe es Sofia zu verbieten, ist sie natürlich noch lauter geworden.“ Handy oder Tablet zum ruhig stellen waren definitiv keine Option.

„Ausserdem habe ich zuhause keinen separaten Raum, um arbeiten zu können. Mein Arbeitsplatz wäre der Küchentisch gewesen. Hier finde ich nicht die Konzentration, die ich als Projektmanagerin brauche." Die Lösung wurde schnell gefunden: Kommt ihr Mann nachmittags von der Arbeit, geht Alena ins Büro. Da hat sie ihre Ruhe. Alena ist etwas traurig, ihre Tochter abends nicht ins Bett bringen zu können. Das Abendessen und das Ritual der Gute Nacht Geschichte vor dem Schlafengehen übernimmt ihr Mann. „Aber auch diese Zeit wird vorbeigehen und die Normalität kehrt in unser Leben zurück", sagt Alena.

Fazit

Wenn diese Zeit vorbei ist und wir Mütter und Väter wieder unter normalen Umständen zur Arbeit gehen können, gibt es von mir für alle einen schweren Orden und eiskalten Prosecco. Wenn wir das überstanden haben, wird uns die Zeit danach unter gewohnten Bedingungen kinderleicht vorkommen und das ursprüngliche Multitasking mehr als locker von der Hand gehen.

Wie geht es Ihnen im (Home-)Office mit Kindern? Unterstützt Sie Ihre Firma vielleicht sogar besonders durch flexiblere Arbeitszeiten oder andere Hilfen? Schreiben Sie es uns in einem Kommentar.

Geht es Ihnen da genauso? Oder sehen Sie das anders?

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