Die Macht der Tomate gegen Prokras­tination

Wir kennen es alle: Wir haben eine dringende schriftliche Arbeit zu erledigen, aber wir können uns ums Verrecken nicht konzentrieren. Ständig will irgendjemand was auf Slack, dann kommt auch schon wieder eine Mail – tja und was die Leute auf Twitter so schreiben hat man auch schon seit mindestens zehn Minuten nicht mehr gecheckt.

Lukas Ebner
02. Mai 2020

Sagen Sie es weiter:

Das, meine Damen und Herren, ist Prokrastination – übrigens ein himmelweiter Unterschied zur guten alten Faulheit:

Der echte Prokrastinierer indes ist weder faul noch undiszipliniert. Unter sozialer Kontrolle ist er schnell, geschmeidig und effizient, seine Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit werden gerühmt, seine Brust ist hart geschwollen vor lauter Stolz auf seine Multitasking-Fähigkeit, Kern- und Schlüsselkompetenz. Doch wehe, er wird alleingelassen und muß zu Hause arbeiten!"
Max Goldt, "Prekariat und Prokrastination"

Wenn nur einfach mal Ruhe wäre! Dann könnte man eine oder zwei Stunden ungestört arbeiten, und danach hätte man die lange aufgeschobene Arbeit endlich erledigt – wäre das nicht ein Traum?

Glücklicherweise ist dieser Zustand eigentlich zum Greifen nahe: Man braucht dafür nur etwas Disziplin und einen Küchenwecker. Und da diese Geräte häufig die Form einer Tomate haben, nennt man die kleine Konzentrations-Übung, die ich heute vorstellen möchte auch "Pomodoro-Technik".

Ich selbst bin über die "Pomodoro-Technik" während einer schrecklichen Seminararbeit über "Rechnungswesen in KMUs" gestolpert. Ich fand einfach keinen Einstieg, vertrödelte meine Zeit auf Facebook und nervte meine Umgebung mit lautem Wehklagen. Irgendwann googelte ich in meiner Verzweiflung "Ich kann mich nicht konzentrieren", und dann fand ich sie: Die Rettung meiner Seminararbeit, die "Pomodoro Technik".

Wie funktionierts?

Pomodoro ist ein absurd einfaches Zeitmanagement-Konzept. Man setzt sich an den Schreibtisch, man stellt den Küchen-Timer auf 25 Minuten, man knipst alle Ablenkungen wie E-Mail, Messenger, Facebook aus. Und dann arbeitet man einfach für 25 Minuten an der einen Sache um die es gerader geht. Man holt sich keinen Kaffee, man surft nicht rum, man geht nicht aufs Klo, sondern ist einfach 25 Minuten allein mit den eigenen Gedanken. Wenn die Zeit um ist, macht man genau 5 Minuten Pause. Und in dieser Pause erledigt man dann den ganzen Mist, den man sonst zwischendurch machen würde. Und das macht man dann den ganzen Tag: Uhr aufziehen, 25 Minuten Arbeit, 5 Minuten Pause, 25 Minuten Arbeit, 5 Minuten Pause. Und irgendwann ist der Tag rum, und man hat seinen Krempel erledigt. Und das wars auch schon. Mehr steckt nicht hinter der Pomodoro-Technik.

Warum funktionierts?

Die Pomodoro-Technik macht sich eine Erkenntnis des britischen Soziologen Northcote Parkinson zu Nutze:

„Arbeit dehnt sich in genau dem Maß aus, wie Zeit für ihre Erledigung zur Verfügung steht.“

Parkinson erklärte das Prinzip am Beispiel einer ältere Dame, die einen halben Tag dafür braucht, ihrer Nichte eine Postkarte zu senden (Postkartenauswahl, Brillen- und Adressensuche, Textverfassung, Entscheidung über den Weg zum Briefkasten, etc). Ein normaler Mensch mit vollem Terminkalender schafft dagegen den selben Task in wenigen Minuten. Die Pomodoro-Technik demonstriert die Wirkungsweise des Parkinsonschen Gesetzes: Die künstliche Verknappung der Zeit zwingt zur Vermeidung von Trödelei. Man bemüht sich einfach ganz natürlich, in den zur Verfügung stehenden 25 Minuten möglichst viel zu erledigen.

Dazu kommen die Pausen: Das Gehirn braucht regelmäßige Entspannung, um konzentriert bleiben zu können. Bei Pomodoro wird einfach alle 25 Minuten eine kurze Unterbrechung eingeplant. Nach 2 Stunden soll sogar eine lange Pause von 30 Minuten eingelegt werden.

Am wichtigsten jedoch: Pomodoro hilft uns dabei, mit einem modernen Glaubenssatz zu brechen: Man muss einfach nicht sofort auf eine Mail oder eine Slack-Nachricht antworten. Das ist einfach nur eine dumme Angewohnheit, die für jede Art von konzentrierter Arbeit Gift ist. Und da die Arbeitsphasen mit 25 Minuten wirklich überschaubar kurz sind, gelingt es auch einem schnell ablenkbaren Profi-Prokrastinierer wie mir, die ganzen blinkenden Störenfriede einfach mal zu ignorieren.

Man muss übrigens nicht unbedingt das Verhältnis 25 Minuten Arbeit, 5 Minuten Eierschaukeln übernehmen. Erfahrenere Pomodoro-Fans schwören auf ein Verhältnis von 50 zu 10 Minuten – einfach weil man in 50 Minuten am Stück noch mehr schaffen kann. Und es muss auch nicht zwangsläufig eine Küchenuhr sein: Bei mir steht beispielsweise eine schicke Sanduhr auf dem Schreibtisch.

Bei eins+null kommt die Pomodoro-Technik immer dann zum Einsatz, wenn in kurzer Zeit viel erledigt werden muss. Beispielsweise in Workshops: Die Kollegen sitzen da und spielen mit ihren Handys statt meinen weisen Worten zu lauschen. In solchen Situationen packe ich die Sanduhr aus, und dann wird einfach mal 50 Minuten gearbeitet und sonst nix. Auf diese Weise hat unser Marketing-Team beispielsweise innerhalb von vier Wochen 10 Produktflyer getextet, illustriert, gelayoutet und gedruckt. Danach waren zwar alle Beteiligten zu Tode erschöpft – aber die Arbeit war erledigt.

Haben auch Sie ein Prokrastinations-Problem? Entfesseln Sie noch heute die ungeheure Kraft der Tomate! Beispielsweise gibt es hier ein Online-Tool, mit dem Sie Ihren Tag in schöne Pomodoro-Einheiten aufteilen können. Gerne können Sie auch im Kommentarbereich Ihre Erfahrungen teilen.

Geht es Ihnen da genauso? Oder sehen Sie das anders?

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